Die Kleine Pechlibelle ist Libelle des Jahres 2022

Lebensräume dieser Libellenart werden durch den Klimawandel immer seltener. Auch die verbreiteten naturfernen Flüsse in Bayern sind ein Problem. Die Pechlibelle wechselt während ihres Lebens mehrfach das Aussehen und lebt auch im Landkreis Miltenberg. 

Der Bundesverband des BN (BUND) kürt zusammen mit der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO) die Kleine Pechlibelle zur Libelle des Jahres 2022. „Die Kleine Pechlibelle gilt in Bayern nach der Roten Liste als gefährdet. Ihre oft nur pfützenartigen Lebensräume sind selten geworden oder treten nur unregelmäßig auf. Eine tiefgreifende Renaturierung der Fließgewässer und Auen und das Zulassen von Breit- statt Hochwasser würde dieser und ungezählten anderen Arten dauerhaft helfen“, so Günter Farka aus der BN-Kreisgruppe Miltenberg.

Zur Begründung für die Libelle des Jahres erklären BUND und GdO: „Die kleine Pechlibelle ist auf sich verändernde Lebensräume angewiesen, wie wir sie in naturnahen Auen vorfinden. Der Klimawandel beschleunigt jedoch die Austrocknung kleinerer Gewässer immer stärker und zerstört so wertvollen Lebensraum. Die kleine Pechlibelle führt uns diese Krise immer wieder vor Augen.“ Im Landkreis Miltenberg besiedelt die Kleine Pechlibelle als „Pionierart“ meist Kleingewässer in den Sand- und Kiesgruben oder Flutmulden des Maintals.

Die Kleine Pechlibelle wechselt während ihres Lebens genau wie ihre Schwesterart, die Große Pechlibelle, mehrfach ihr Aussehen. Vor allem die Weibchen durchlaufen während ihrer Reifung nach dem Schlüpfen deutliche Farbwechsel. Junge Weibchen sind durch eine lebhaft orangene Färbung unverkennbar. Dies ist unter anderem wichtig, weil dadurch die Männchen sofort erkennen können, mit wem sie sich paaren können. „Libellen als Augentiere haben ein viel differenzierteres Farbensehen als wir Menschen. Sie haben viel mehr Farbrezeptoren und können so Farben, die für uns einheitlich aussehen noch nuanciert unterscheiden und auf diese Weise auch miteinander kommunizieren“, erklärt Günter Farka die Faszination dieser Insekten.

Naturnahe Auen sind ein klassischer Lebensraum der Kleinen Pechlibelle. Dort lassen Fließgewässer in Hochwasserzeiten sehr regelmäßig geeignete Lebensräume entstehen. Renaturierungen von größeren Bächen und Flüssen fördern diese Art. Die meist offenen, gut sonnenexponierten Kleingewässer weisen wenig Konkurrenz durch andere Arten auf. So kann die Kleine Pechlibelle neben ihrem einjährigen Entwicklungszyklus unter günstigen Bedingungen auch eine zweite Generation im Jahr hervorbringen. Der Klimawandel führt allerdings häufig dazu, dass kleine Gewässer sehr schnell und sogar zu rasch für Pionierarten wieder austrocknen oder verlanden. Die Förderung nachhaltig-dynamischer Prozesse in der Landschaft ist daher ein wichtiger Schutzansatz für diese Spezialisten.

(BUND Naturschutz, Günter Farka)

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